Liebe Leserinnen und Leser
Die Zulässigkeit staatlicher Überwachungsmassnahmen ist in letzter Zeit verstärkt in den Mittelpunkt juristischer und öffentlicher Diskussionen geraten. Hierzu beigetragen haben unter anderem der umstrittene Einsatz sogenannter «Staatstrojaner » (vgl. Thomas Hansjakob, Einsatz von GovWare – zulässig oder nicht?, in: Jusletter 5. Dezember 2011) und ein am 11. November 2011 ergangenes Urteil des Bundesgerichts zur Zulässigkeit der Observation im Privatbereich (vgl. Jurius, Invalidenversicherung: IV darf Balkone beobachten, in: Jusletter 5. Dezember 2011, Vivian Winzenried, Observation von obligatorisch Versicherten, in: Digitaler Rechtsprechungs-Kommentar, Push-Service Entscheide, publiziert am 16. Dezember 2011).
Laut diesem Urteil durfte die Invalidenversicherung bzw. der von ihr beigezogene Privatdetektiv eine versicherte Person auch auf dem Balkon ihrer Wohnung observieren. Das Bundesgericht erachtete den damit verbundenen Grundrechtseingriff als durch eine hinreichende gesetzliche Grundlage gedeckt sowie als im öffentlichen Interesse liegend und verhältnismässig. Dr. Lucien Müller hält den Entscheid für höchst problematisch und unterzieht ihn einer kritischen Analyse.
Dr. Sylvain Métille zeigt auf, nach welchen Voraussetzungen eine Überwachungsmassnahme gemäss StPO zugelassen werden muss und stellt die Frage, ob der Einsatz eines sog. Trojaners unter die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (Art. 269 ff. StPO) oder die Überwachung mit technischen Überwachungsgeräten (Art. 280 ff. StPO) fällt. Er schlägt vor, den Zweck der Überwachung in den Vordergrund zu stellen, statt eine neue rechtwidrige Kategorisierung vorzunehmen.
Welche Möglichkeiten und Grenzen enthält das Wettbewerbsrecht zur Problematik des «starken Frankens»? Ist das Schweizerische Kartellrecht eine Antwort auf die Frage der unvollständigen Weitergabe von Wechselkursvorteilen? Damiano Canapa bearbeitet das Thema mit Blick auf den Kampf gegen unzulässige Wettbewerbsabreden anhand des Entwurfs des Bundesrats vom 17. August 2011 zur Änderung des Art. 5 KG sowie im Hinblick auf den Kampf gegen den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung (Art. 7 KG).
Die bevorstehende Einführung von neuen Generic Top Level Domains (gTLD) stellt Unternehmen vor kommerzielle Chancen und rechtliche Risiken. Der Beitrag von Alexander Schmid führt in die Thematik ein, erläutert das Anmeldeverfahren und zeigt auf, wie sich Inhaber von bestehenden Rechten gegen Rechtsverletzungen zur Wehr setzen können.
Dies ist die letzte Ausgabe von Jusletter im Jahr 2011. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Treue und wünschen Ihnen schöne Feiertage und einen guten Start in das Jahr 2012. Die erste Ausgabe im neuen Jahr erscheint am 9. Januar 2012.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre.
Simone Kaiser | Sarah Montani |
Rechtsanwältin, Leiterin Jusletter | Mitinhaberin Weblaw AG |