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Liebe Leserinnen und Leser
 
Whistleblowing ist ein Phänomen, das durch (kantonale) Gerichtsentscheide und deren Beachtung in der Presse sowie den Entwurf einer gesetzlichen Regelung zu grosser Bekanntheit gelangte. Rechtliche Diskussionen und Anleitungen folgten (vgl. z.B. Thomas Kälin / Kerstin Kirchhoff, Whistleblowing – Eine Anleitung, in: Jusletter 20. Juni 2011; Herbert Wohlmann, Die Denunziation als Mittel zur Verfolgung von Wirtschaftsdelikten und der Schutz Unschuldiger, in: Jusletter 9. Mai 201; Stefan Rieder, Schutz für Whistleblower – Kommentar zum Gesetzesentwurf, in: Jusletter 20. April 2009). Der EGMR hat Deutschland nun jüngst wegen einer Verletzung von Art. 10 EMRK (Freiheit der Meinungsäusserung) verurteilt und die Rechtsposition von Whistleblowern gestärktStefan Rieder kommentiert das Urteil und untersucht die Konsequenzen, die sich für die Schweizer Rechtsprechung ergeben können.
 
Den Voraussetzungen einer Gegendarstellung in der Presse widmet sich Dr. Matthias Schwaibold. Er kommentiert den Entscheid des Bundesgerichts vom 8. August 2011 zur Gegendarstellungspflicht im Falle zweier Konsumentenzeitschriften kritisch und führt zusätzliche Aspekte an, die das Bundesgericht nicht behandelt hat.
 
Obwohl die Schweiz selbst kaum über Rohstoffe verfügt, ist sie ein bedeutender Platz für Rohwarengeschäfte geworden. Preisausschläge auf den Rohwarenmärkten sind in der jüngeren Vergangenheit gelegentlich mit Manipulationen in Verbindung gebracht worden. Andreas Zumbach geht der Frage nach, inwiefern Manipulationen auf Rohwarenmärkten in der Schweiz strafrechtlich sanktioniert werden können und wirft einen Blick auf die Rechtslage im umliegenden Ausland.
 
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und einen guten Start in die neue Woche.
 
   
Simone Kaiser Sarah Montani
Rechtsanwältin, Leiterin Jusletter Mitinhaberin Weblaw AG
Urteilsbesprechungen
Stefan Rieder
Abstract

Am 21. Juli 2011 hat die kleine Kammer des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte Deutschland wegen einer Verletzung von Art. 10 EMRK verurteilt und die Rechtsposition von Whistleblowern gestärkt. Das inzwischen rechtskräftige Urteil kann auch in der Schweiz für den Umgang und Schutz von Whistleblowern von Bedeutung sein.

Matthias Schwaibold
Abstract

Bundesgerichtsentscheide zum Gegendarstellungsrecht haben Seltenheitswert bekommen. Im neuesten Entscheid wurden parallel liegende Fälle eines Klägers gegen zwei verschiedene Medien in einem Urteil erledigt. Darin bestätigt das Bundesgericht einerseits die bisherige – strenge – Praxis in Bezug auf die Platzierung einer Gegendarstellung, zum andern entwertet es die bisher gelegentlich von Medien als Alternative zur Gegendarstellung vorgenommene redaktionelle Berichtigung.

Beiträge
Andreas Zumbach
Abstract

Der Tatbestand der Kursmanipulation findet geringe praktische Anwendung. Ebenso selten wird hierzulande die Frage diskutiert, inwiefern auch andere Marktplätze als Wertpapierbörsen unter diesen Tatbestand fallen können. Anders ist Letzteres innerhalb der Europäischen Union: Im Zuge der Liberalisierung der Energiemärkte und den (angeblichen) Spekulationsblasen in Rohwarenmärkten sieht sich die EU-Kommission veranlasst, auch weitere Märkte – insbesondere gewisse Rohwarenmärkte und die dort physisch gehandelten Produkte – unter das Marktmissbrauchsverbot zu stellen. Der Beitrag geht diesem Thema nach und zeigt Unterschiede zwischen der EU und der Schweiz auf.

Aus dem Bundesgericht
Jurius
Abstract

BGer – Der Mann, der wegen des Dreifachmordes von Vevey verurteilt wurde, stellte einen Antrag auf Überprüfung seines Falles. Das Bundesgericht hat diesen nun abgewiesen. (Urteil 6B_683/2011) (sk)

Jurius
Abstract

BGer – Die Konkursmasse der Sabena muss 390’000 Franken Prozesskaution nachzahlen, damit das Bezirksgericht Zürich ihre Kollokationsklage gegen die SAirGroup in Nachlassliquidation prüft. Das Bundesgericht hat den Entscheid des Zürcher Obergerichts bestätigt. (Urteil 5A_385/2011)

Jurius
Abstract

BGer – Eltern können ihre Kinder die obligatorische Schulzeit nicht im Fernunterricht absolvieren lassen. Weil dabei die Sozialkompetenz nicht gefördert wird, sind laut Bundesgericht die Vorgaben der Bundesverfassung nicht erfüllt. (Urteil 2C_593/2010)

Aus dem Bundesstrafgericht
Jurius
Abstract

BStGer – Das Bundesstrafgericht hat die Auslieferung eines Inders an die USA bestätigt. Der im Mai 2011 in Genf verhaftete Mann soll 7,8 Tonnen einer Substanz illegal in die Vereinigten Staaten eingeführt haben, die zur Herstellung der Droge «Crystal Meth» dient. (Urteil RR.2011.254)

Medienmitteilungen
Jurius
Abstract

Der Bundesrat hat am 23. November 2011 die revidierte Verordnung über die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (VÜPF) auf den 1. Januar 2012 in Kraft gesetzt. Er klärt damit, welche Massnahmen Fernmeldedienstanbieterinnen ergreifen müssen, damit die Strafverfolgungsbehörden zur Aufklärung schwerer Straftaten Mobiltelefonie und Internet überwachen können. Gleichzeitig stellte der Bundesrat die Weichen für die laufende Revision des Bundesgesetzes betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (BÜPF).

Jurius
Abstract

Der Bundesrat möchte das Integrationsrecht für alle verbindlicher und gegenseitiger gestalten. Er hat eine entsprechende Vernehmlassung zur Teilrevision des Ausländergesetzes sowie von fünf Gesetzen in Bundeszuständigkeit eröffnet. Die geplanten Anpassungen bilden einen grundlegenden Teil des vom Bundesrat verabschiedeten Integrationsplans. Bund und Kantone wollen die Integrationsförderung auf gemeinsame Ziele ausrichten und die finanziellen Mittel um bis zu 40 Millionen Franken erhöhen. Der Integrationsdialog mit allen wichtigen Partnern soll intensiviert werden.

Jurius
Abstract

Der Bundesrat hat am 23. November 2011 beschlossen, für Multifunktionsdrucker, Flachbildschirme, Set-Top-Boxen, Telekommunikationskabel und bestimmte Kopfhörer ab 1. Januar 2012 Zollfreiheit zu gewähren. Mit dieser Anpassung trägt er den internationalen Verpflichtungen der Schweiz im Rahmen der WTO Rechnung.

Jurius
Abstract

Der Bundesrat hat am 23. November 2011 die Revision der beiden Ausführungsverordnungen zum Bundesgesetz über die Ein- und Ausfuhr von Erzeugnissen aus Landwirtschaftsprodukten beschlossen. Das sogenannte «Schoggigesetz» regelt den Handel mit landwirtschaftlichen Verarbeitungsprodukten und gleicht die in der Schweiz höheren Rohstoffpreise für die Nahrungsmittelindustrie aus. Die Verordnungsrevisionen umfassen Änderungen des Rohstoffpreisausgleichs bei Eiern, Pflanzenfett, Zucker und Milchgrundstoffen.

Jurius
Abstract

Lastwagen der Emissionsklassen Euro II und Euro III mit Partikelfiltersystem erhalten ab 1. Januar 2012 eine Ermässigung von 10 Prozent auf der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA). Der Bundesrat hat am 23. November 2011 die entsprechende Verordnungsänderung verabschiedet. Zudem will er mit der EU über die Einführung eines 10-prozentigen Rabatts für Euro VI-Fahrzeuge verhandeln. Die im Grundsatz bereits beschlossene Anpassung der LSVA an die Teuerung soll gleichzeitig mit dem zusätzlichen Rabatt für Euro VI-Fahrzeuge in Kraft treten.

Jurius
Abstract

Wird ein Grundstück einer Bauzone zugewiesen, soll der Staat einen Teil des daraus entstehenden Wertzuwachses abschöpfen. Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerats (UREK-S) hält im Gegensatz zum Nationalrat an diesem Grundsatz fest. Die UREK-S nimmt an ihren ursprünglichen Vorschlägen aber Korrekturen vor.