Sehr geehrte Leser*innen
Die Eigenverbrauchsregelung hat nach dem Abbruch der Verhandlungen über das institutionelle Rahmenabkommen, von dessen Ergebnis die EU den Abschluss künftiger Marktzugangsabkommen wie des Stromabkommens abhängig gemacht hat, an Bedeutung gewonnen. Hüseyin Çelik analysiert die in der Praxis bedeutsame Regelung des Eigenverbrauchs von Elektrizität und legt dabei besonderes Augenmerk auf die Möglichkeiten und Grenzen von Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch (ZEV).
Die EU-Whistleblower-Richtlinie, welche Whistleblower in EU-Mitgliedsstaaten besser schützen soll, musste bis zum 17. Dezember 2021 in nationales Recht umgesetzt werden. Die Richtlinie ist auch für Schweizer Unternehmen von Relevanz, die Tochtergesellschaften in EU-Staaten haben. Helke Drenckhan zeigt auf, was es heisst, eine Meldestelle zu implementieren.
Patricia S. Kaiser widmet sich Art. 33b VwVG, gemäss welchem die Behörden ein Verfahren im Einverständnis mit den Parteien sistieren kann, damit diese sich gütlich einigen können. Damit verbunden befasst sie sich mit der Frage, welchen Mehrwert den Behörden dessen Anwendung bringt und was die Ziele einer Mediation sind. Die Autorin erörtert, welche Bedingungen ein Verfahren für eine gütliche Einigung erfüllen muss und bespricht die noch offenen Punkte zur Anwendung der entsprechenden Norm.
Gewalt- und Straftaten von Minderjährigen sind ein Thema von grosser gesellschaftlicher Bedeutung. Um Rückfälle zu verhindern, werden Psycholog*innen und Psychiater*innen hinzugezogen, mit dem Ziel, Jugendliche mit einem hohen Rückfallrisiko zu identifizieren. Julie Palix, Milena Abbiati, Emilie Wouters, Süheyla Seker, Marcel Aebi und Cyril Boonmann untersuchen in der vorliegenden Studie die auf Minderjährige ausgerichtete Gutachterpraxis in der Schweiz.
Abschliessend haben wir noch eine Bitte von der Hochschule Luzern an Sie: Im Rahmen eines Forschungsprojektes ermittelt sie Potentiale zur effizienten Mandats- und Auftragsabwicklung für juristische Dienstleister – und würde sich daher über Ihre Teilnahme an einer kurzen Umfrage freuen.
Wir wünschen eine lehrreiche und interessante Lektüre sowie einen guten Wochenstart!
Editions Weblaw
In eigener Sache:
Diesen Freitag, am 25. Februar 2022 findet der Kurs «Blockchain verstehen – ein Technologiekurs für JuristInnen» statt. Er wird je nach Situation online per Zoom oder hybrid durchgeführt.
Am 4. März 2022 wird der Kurs «Programmieren für Juristinnen und Juristen» – ebenfalls je nach Situation online per Zoom oder hybrid – durchgeführt.
Abstract
Der Aufsatz untersucht Möglichkeiten und Grenzen von Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch (ZEV). Die Eigenverbrauchsregelung erlaubt den Grundeigentümerinnen, sich als Endverbraucherinnen am Ort der Produktion mit benachbarten Grundeigentümerinnen zum gemeinsamen Eigenverbrauch zusammenzuschliessen und die zu ihnen in einem Miet- oder Pachtverhältnis stehenden Endverbraucherinnen an diesem ZEV zu beteiligen. Die selbst produzierte Energie am Ort der Produktion ganz oder teilweise selbst zu verbrauchen (Eigenverbrauch) oder Dritten zum Verbrauch zu veräussern (ZEV), kommt im energierechtlichen Transformationsprozess eine Schlüsselrolle zu.
Abstract
Bis zum 17. Dezember 2021 war die EU-Whistleblower-Richtlinie (WB-RL 2019/1937) in nationales Recht umzusetzen. Diese Richtlinie will Whistleblower in den Mitgliedstaaten besser schützen. Einigen Mitgliedstaaten ist die fristgemässe Umsetzung gelungen, aber bei weitem nicht allen. Voraussichtlich in diesem Jahr werden die nationalen Gesetze in der EU nach und nach in Kraft treten. Auch Schweizer Unternehmen sind dann gefordert, Whistleblower in ihren EU-Töchtern besser zu schützen. Gefragt ist ein Whistleblowing-System und das schon in Unternehmen mit 50 Mitarbeitenden. Lesen Sie hier, was eine solche Meldestelle bedeutet und wie Sie diese implementieren.
Abstract
Obwohl diese Norm seit ziemlich genau 15 Jahren geltendes Recht ist, fristet sie in der Praxis – sowohl in der Verwaltung als auch vor Bundesverwaltungsgericht – ein Mauerblümchen-Dasein. Mit den beiden Hüten einer ausgebildeten Mediatorin und einer passionierten Bundesverwaltungsmitarbeiterin macht die Autorin eine Auslegeordnung über die Anwendungsvoraussetzungen des Tatbestands. Sie zeigt gewisse Hürden seiner Anwendung auf und unterbreitet Vorschläge, wie die Norm möglichst unkompliziert nutzbar gemacht werden kann. Das Ziel dieses Beitrags liegt darin, die Motivation bei Behördenmitgliedern aller Staatsebenen am Verhandeln zu fördern.
Abstract
Die vorliegende Studie untersucht die jugendspezifische Gutachtenspraxis auf nationaler Ebene in der Schweiz mittels einer Online-Umfrage. Die Antworten von 35 Experten zeigen, dass 83% standardisierte Instrumente in Verbindung mit dem klinischen Gespräch zur Risikoeinschätzung verwenden, aber nur die Hälfte von ihnen das Vorhandensein von Schutzfaktoren beurteilen. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse die Notwendigkeit, das Expertenwissen in zwei Bereichen zu verbessern: a) der Einbezug der Bedeutung von Defiziten im Bereich der prosozialen Emotionen, einem Marker, der anerkanntermassen mit Verhaltensstörungen bei Minderjährigen in Verbindung gebracht wird, und b) die Berücksichtigung der Perspektiven, die neue biopsychosoziale Ansätze im Bereich der Jugendkriminalität bieten.
Abstract
BGer – Das Bundesgericht hat die Beschwerde von zwei Türkinnen abgewiesen, die eine Strafuntersuchung gegen Schweizer Behördenmitglieder gefordert hatten. Die Frauen sind Töchter einer Türkin, deren Asylgesuch in der Schweiz abgewiesen wurde und die nach ihrer Rückkehr in die Türkei starb. (Urteil 6B_1229/2021)
Abstract
BGer – Das Bundesgericht hat die Beschwerde eines Mannes abgewiesen, der seine 14-jährige Stieftochter sexuell missbrauchte. Er verlangte die Aufhebung seiner Verurteilung durch das Luzerner Kantonsgericht zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und fünf Monaten und stattdessen einen Freispruch. (Urteil 6B_634/2020)
Abstract
BGer – Das Bundesgericht hat die Beschwerde eines Neuenburgers abgewiesen, der wegen Hehlerei zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Monaten verurteilt wurde – davon sechs Monate unbedingt. Der Mann verkaufte zwischen 2017 und 2019 zwischen 1000 und 1200 Zifferblätter und andere Uhrenteile weiter, die bei einem Zulieferer von Luxusmanufakturen gestohlen worden waren. (Urteil 6B_713/2021)
Abstract
BGer – Die Zürcher Staatsanwaltschaft wollte den Kontakt zwischen einer Pflichtverteidigerin und ihrem Mandanten einschränken, weil sie einen Brief des Mannes mitgenommen hatte, während er in Untersuchungshaft war. Diese Kontaktbeschränkung sei nicht zulässig, entschied das Bundesgericht und hiess die Beschwerde des Inhaftierten gut. (Urteil 1B_447/2021) (el)
Abstract
BGer – Das Bundesgericht lehnt die Beschwerde eines Betrügers ab, der von der Genfer Justiz zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Der zwischen 2016 und 2019 agierende Wiederholungstäter hatte Hunderte von Weinflaschen bestellt für einen Betrag von mehreren zehntausend Franken, der nie beglichen wurde. (Urteil 6B_943/2020)
Abstract
BGer – Die Postfinance verletzte die gesetzlichen Bestimmungen, als sie Ende 2018 das Privatkonto des russischen Milliardärs Viktor Vekselberg aufhob. Dies hat das Bundesgericht entschieden. Wegen unterdessen neu in Kraft getretener Regeln ist eine neuerliche Kündigung der Geschäftsbeziehung nicht ausgeschlossen. (Urteil 4A_84/2021)
Abstract
BGer – Das Bundesgericht hat bei der Alimentebevorschussung durch die Gemeinden seine Rechtssprechung geändert. Im Fall eines Luzerner Sohnes, der gegen die Abänderung der Unterhaltszahlung klagte, fällte es einen Leitentscheid und bestätigte ein Urteil des Luzerner Kantonsgerichts. (Urteil 5A_75/2020)
Abstract
BGer – Ein wegen Veruntreuung von 60 Millionen US-Dollar beschuldigter Bankangestellter kommt nicht frei. Dies hat das Bundesgericht entschieden. Der Mann befindet sich seit rund zwei Jahren in Untersuchungshaft. Die Gelder gehörten 130 türkischen Kunden der Bank. (Urteil 1B_18/2022)
Abstract
BGer – Das Bundesgericht hat die Beschwerde eines Zahntechnikers teilweise gutgeheissen, der ohne Bewilligung zahnärztliche Eingriffe vornahm. Das Kantonsgericht muss nun neu über die Strafe für den Mann entscheiden, weil das Bundesgericht die Gesamtverfahrensdauer von elfeinhalb Jahren (von der Strafanzeige Ende 2008 bis zum zweiten vorinstanzlichen Urteil Mitte 2020) für den Beschwerdeführer als unzumutbar beurteilte. (Urteil 6B_834/2020)
Abstract
BStGer – Die Schweiz gewährt den italienischen Behörden Rechtshilfe zur Aufdeckung von Geldflüssen im Zusammenhang von Rohöl aus dem Nordirak, das mutmasslich aus IS-Gebieten stammte. Das Bundesstrafgericht hat die Beschwerde einer Firma aus Lugano abgewiesen. (Beschlüsse RR.2021.181, RR.2021.182, RR.2021.183)
Abstract
BStGer – Nachdem im September 2020 am Radio über die Menschenrechtssituation in Weissrussland berichtet wurde, griff ein Aargauer zum Telefon und rief wutentbrannt das weissrussische Konsulat in Zürich an. Nun hat der Mann ein Strafverfahren am Hals, auch wenn er sich entschuldigt hat. Dies geht aus einem Beschluss des Bundesstrafgerichts hervor. (Beschluss BB.2021.51)
Abstract
Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 16. Februar 2022 die Teilrevision des Luftfahrtgesetzes sowie die damit verbundenen Verordnungsanpassungen verabschiedet. Die Revision verbessert die Aufsicht über die Gesundheit der Pilotinnen und Piloten und Fluglotsinnen und Fluglotsen und erlaubt unangekündigte Alkoholkontrollen beim Flugpersonal. Diese Neuerungen dienen der Sicherheit. Im Funkverkehr wird zudem nebst dem Englischen wieder eine Landessprache eingeführt.
Abstract
Die Zusammenstellung beinhaltet alle laufenden Vernehmlassungen der Bundeskanzlei, der Departemente EDA, EDI, EJPD, VBS, EFD, UVEK, WBF und der Parlamentarischen Kommissionen im Februar 2022. Die einzelnen Vernehmlassungen sowie die dazugehörigen Unterlagen können via Links direkt abgerufen werden.
Jusletter